By: B.Petterich
Die beiden geborenen Auer (Küps) Roland Weißmann und sein Laufpartner Kai Klose, die bereits an vielen Marathon- Veranstaltungen erfolgreich teilnahmen, suchten eine neue Herausforderung. Nachdem die beiden zuletzt beim Rennsteiglauf - Europas größtem Crosslauf durch den Naturpark Thüringer Wald in Aktion tratenfanden sie den 100km Lauf in der Schweiz. Da in Biel der moderne 100-km-Lauf seine ersten Gehversuche machte, war es für die beiden ein Muss hier teilzunehmen. Um überhaupt so weit zu kommen mussten die zwei Auer ein enormes Trainingsprogramm absolvieren, da nur gut vorbereitete Läufer den Herausforderungen der Bieler Lauftage gewachsen sind.
Nachdem Roland und Kai ihren Data-Chip, der an der Startnummer angebracht ist angelegt hatten ging es an den Start. Dort angekommen zählte man 1430 Beinpaare für den 100km Lauf. Nach dem Motto "die Ultras in Biel laufen, wenn andere schlafen" gingen der 43 jährige Roland Weißmann und der 1977 geborenen Youngster Kai Klose für den SV Kronach an den Start, der traditionell um 22:00 Uhr erfolgt. Kaum ertönte der Startpfiff, legten die Läufer unter tobendem Beifall der Zuschauer los und begannen die Ultradistanz zu bezwingen. Die ersten sieben Kilometer erinnern an einen Stadtmarathon, immer wieder stehen dicht gedrängt Zuschauer und applaudieren. Die Läuferinnen und Läufer ziehen auf ihren ersten Kilometern durchs pulsierende Zentrum der Seelandmetropole, vorbei an tausenden Fans und Zuschauern.
Danach empfängt die Läufer die Einsamkeit der Nacht. Einige Streckenpassagen sind stockdunkel, deshalb empfiehlt es sich, mit einer Stirnlampe zu laufen. Neben der Dunkelheit machen den Läufern kräftige Anstiege und Bergab-Passagen zu schaffen. Schließlich müssen auf den 100 Kilometern rund 550 Höhenmeter überwunden werden.
Kaum hatten sich Weißmann mit der Startnummer 858 und Klose mit der 561 eingelaufen, machen ihnen die Bedingungen Sorgen. Pünktlich nach dem Start war der Regen wieder stärker geworden. In Aarberg, nach der berühmten überdachten Brücke regnete es Bindfäden. Da half auch die Regenjacke nicht viel. Aber die beiden Auer ließen sich durch nichts beim Hunderterlauf abschrecken. Der Lauf forderte nicht nur von der Streckenlänge her viel, sondern auch vom Profil und Untergrund. Der Kurs ist wellig, mit zahlreichen, teilweise lang gezogenen Anstiegen. Zusätzlich wechselt das Geläuf immer wieder zwischen Asphalt und feinschotterigen Feldwegen, hier machten auch die heraus stehenden Wurzeln zu schaffen.
Dem ersten Anstieg aus Biel heraus folgte nach Lyss ein zweiter, überwiegend ansteigender längerer Abschnitt von etwa sieben Kilometern bis Großaffoltern. Hier hatte sich das Feld etwas sortiert. Erholung dann bis Oberramsern, dem ersten großen Versorgungspunkt und gleichzeitig Ziel für die Marathonläufer, wo es anschließend aber wieder für ca. sechs Kilometer langsam aber stetig nach oben ging. Aufpassen musste man plötzlich mehr, denn der Abstand zum Vordermann konnte nun ganz schnell 100 oder mehr Meter betragen, so dass es mit dem gewohnten "einfach ohne groß zu denken hinterherlaufen" nicht mehr getan war. Und wenn die Steine dann endlich weg sind, kommen Wurzeln. Füße heben und Koordination sind auf diesem Stück angesagt, ohne Lampe ist man verloren. Aber es hat auch sein Gutes. Auf diese Weise fällt einem durch die Konzentration nicht so auf, dass man eigentlich schon kaputt ist und die "kritischen" Kilometer zwischen 57 und etwa 67 gehen schnell vorüber" so Weißmann.
Zusätzlich zum Regen erschwerten die teilweise aufgeweichten Wege das Rennen und auch der Wind war an einigen Stellen recht unangenehm. Aber ein bisschen Glück hatten die beiden dann doch. Der Regen ließ nach vier bis fünf Stunden nach, hörte schließlich ganz auf, so dass sie den Rest der Strecke zumindest im Trockenen zurücklegen konnten.
Für viele wird der Abschnitt zwischen Gerlafingen und Bibern zum Knackpunkt. Diese fünf Kilometer ziehen sich den leichten Anstieg hoch, bis endlich der letzte große Versorgungspunkt bei Km 76 auftaucht, dahinter wartet die letzte, aber dafür knackigste Steigung. Am Ende dieser Steigung haben sie ihre Aufholjagd auch aufgegeben, da nun auch die Beine richtig schwer wurden. Und immer wieder waren es die Zuschauer die mit ihrem Beifall die beiden Auer zum Weiterlaufen anspornten.
Trotz des Dauerregens sorgten die vielen Zuschauer auf den Festen entlang der Laufstrecke für eine super Stimmung. Die Stadt selbst hatten Roland Weißmann und Kai Klose auf den letzten Kilometern kaum wahrgenommen, denn bis kurz vor Schluss geht es am Fluss entlang. Dann noch ein kleiner Schwenker durch das Wäldchen am See, und schon geht es auf die Zielgerade. Und schon hat man es geschafft, "ich muss sagen, das Ziel in Biel ist emotional schon was anderes, als bei einem Rundkurs" strahlte Kai Klose.
Der Lauf, der wie kaum ein anderer von Deutschen dominiert wurde, war 2011 eine reine Schweizer Angelegenheit. Erster wurde Jenni Walter, 1968, Oberwil b. Büren in 7:11.54, zweiter Girardet David, 1979, Belfaux, dritter. Kai Klose und Roland Weißmann erreichten das Ziel in 11:26.32 Stunden dies war der 307. und 308. Platz in der Gesamtwertung. Beide verbindet die Faszination des Laufens und beide liefen auch gemeinsam über die Ziellinie. So belegte Roland Weißmann in seiner Alterklasse 40 den 66. Platz, für Kai Klose war es der 30. Platz in der Altersklasse 30. Die beiden schlugen sich bei diesem legendären Hunderter in Biel achtbar, und erzielten damit den sportlichen Höhepunkt in ihrer Karriere. Von den 1430 gemeldeten Startern zum 100km Lauf kamen 1051 im Ziel als Finisher an, davon wurden 163 Frauen registriert.
Nach dem Rennsteiglauf und dem 100km Lauf in Biel, planen Roland Weißmann und Kai Klose noch einen weiteren Lauf in Schwäbisch Gemünd mit 50km, um in die Wertung zum Europacup zu kommen.